Heute erhielt ich eine E-Mail von Alermo, einem Mode-Online-Shop, die an Dummheit kaum zu überbieten ist.
Dort wird eine Influencer-Kooperation angeboten, die so Fail ist, dass mehr Dreistigkeit eigentlich schon gar nicht mehr geht.
Nur noch mal zur Erinnerung: Wenn eine Marke oder ein Online-Shop einen Multiplikator wirklich gut findet und den gemeinsamen Mehrwert sieht, läuft eine Influencer-Kooperation als offizielle Anfrage ab.
Daraufhin folgt dann meist ein klar definierter Ablauf.
Eine Marke bucht eine/n Influencer*in:
- Die Marke oder der Online-Shop fragt die/den Influencer*in per E-Mail an.
- Es werden bei gegenseitigem Interesse die Konditionen bzw. ein Honorar vereinbart.
- Der/die Influencer*in erhält die Produkte zur Produktion von Content.
- Der/die Influencer*in postet mit eigenen Fotos – und dem Hinweis auf Werbung – die Inhalte bei Instagram oder im Blog.
- Die Marke honoriert den Aufwand mit den ausgehandelten Konditionen bzw. dem Honorar.
Bei den Kollegen von Alermo um Geschäftsführer Andreas Tzinis aus dem bayerischen Wendelstein sieht das allerdings ganz anders aus. Die interessantesten Passagen habe ich fett markiert:
Hallo,
ich möchte mich kurz vorstellen. Ich bin Jannis von Alermo und wir suchen derzeit 10 neue Markenbotschafter für unsere Brand. Alermo ist ein Streetwear Label, welches in Deutschland im Jahr 2018 gegründet wurde.…
Wir haben zufällig deinen Instagram Account gesehen und konnten uns mit deinem Profil und deinen Posts wirklich gut identifizieren 👍🏽Deshalb dachten wir, wir schreiben dir einfach mal ganz frech diese Email 😋
Unser Ziel ist es gemeinsam mit dir als unseren neuen Markenbotschafter noch mehr Personen von unserer Philosophie zu überzeugen 🙌🏽
Als Partner erhältst du:
– Möglichkeit auf kostenlose Kleidung 💸
– Einen 15% Rabattcode für Deine Follower 🎁
– Einen 35% Rabattcode für Deine erste Bestellung ✅
– Eigene Giveaways und Gewinnspiele auf Instagram 🎉
– Einen Repost vor über 50.000 Leuten auf Instagram 📸Ablauf der Kooperation
1. Du kannst dir mit deinem 35% Rabattcode: PARTNER278 jetzt dein neues Outfit bestellen und dieses anschließend auf deinem Instagram Account vorstellen.
…
Und an dieser Stelle höre ich dann mal auf. Wenn ich „ganz zufällig“ und „frech“ als „einer von 10 neuen Markenbotschaftern“ erst einmal dort shoppen soll, um in den Genuss der komplett wertlosen anderen Optionen zu kommen, dann sage ich:
Jungs, Ihr seid ein Mega-Fail. Ich bin kein Jurist, aber aus meiner Sicht bewegt sich die Ansprache am Rande der Legalität.
Jede seriöse Marke und jeder seriöse Online-Shop würden – wie oben beschrieben – die Influencer*innen wie üblich ganz professionell anschreiben.
Warum Alermo neben den Modeprodukten übrigens immer wieder anscheinend kopierte und nicht selbst geschossene Fotos von Automobilen im eigenen Instagram-Profil postet, das wird das Geheimnis der Wendelsteiner bleiben. Wahrscheinlich sollen die Sportwagen cool und dynamisch aussehen.
Im Impressum der Website unter alermo-shop.de/pages/impressum-prestige wird jedenfalls nicht mal ersichtlich, um was für eine Gesellschafts- oder Personenunternehmung es sich bei Alermo handelt.
Ach so, warum dort das Wort „Prestige“ in der URL des Impressums steht, ist ebenfalls sehr geheimnisvoll. Und eine Telefonnummer gibt es natürlich auch nicht.
Die Nummer wäre zwar eine gesetzliche Pflichtangabe, aber hey, wer so läpsch irgendwelche Idioten zum Shoppen seines Mode-Trashs animieren will, der nimmt es sowieso nicht so genau mit den Standards.
Fazit: Ich habe online selten so eine unprofessionelle „Modemarke“ gesehen, die dazu auch noch solche super-unseriösen Influencer-Kooperationen anbietet…
© Fotos: Ian Dooley, Unsplash