In den meisten Beziehungen ist Verhütung nach wie vor Frauensache. Das liegt auch daran, dass es nur wenige Verhütungsmethoden für den Mann gibt.
Kondome sind zwar der beste Schutz gegen Geschlechtskrankheiten, in einer langfristigen Beziehung jedoch meist unpraktisch und unbeliebt. An hormonellen Verhütungsmethoden wird bereits seit längerem geforscht, auf dem Markt sind die sogenannten Pillen für den Mann und Anti-Baby-Spritzen jedoch noch lange nicht.
Eine langfristige Lösung soll zukünftig Vasalgel darstellen. Dabei handelt es sich um ein hormonfreies Verhütungsgel, welches in den Samenleiter injiziert wird und dort eine Barriere bildet.
Die Wirkung soll bis zu zehn Jahre anhalten. Derzeit gibt es aber nur eine weitere, endgültige Verhütungsmethode für den Mann: Die Vasektomie.
Sobald die Familienplanung abgeschlossen ist oder sicher ist, dass kein Kinderwunsch besteht, stellt die Vasektomie eine sichere Möglichkeit zur Schwangerschaftsverhütung dar. Um genau zu sein, handelt es sich sogar um die sicherste Verhütungsmethode überhaupt.
Dennoch schrecken viele Männer vor diesem Schritt zurück, obwohl sie keinerlei Interesse an weiteren Kindern haben. Grund dafür, sind meist Sorgen, die sich um den Verlust von Potenz und Männlichkeit drehen. Gibt es dazu Anlass?
Bei einer Vasektomie, also der Sterilisation des Mannes, handelt es sich um einen kleinen operativen Eingriff, der als risikoarm gilt. Bei der klassischen Vorgehensweise öffnet der Operateur die Haut über dem Samenleiter mit einem kleinen Schnitt, um diesen freilegen zu können.
Anschließend wird der Samenleiter durchtrennt und die Enden elektrisch verödet sowie mit einem Faden unterbunden. Oftmals wird auch ein kleines Stück Samenleiter entfernt. Die Enden werden dann in den Gewebeschichten des Hodensacks vernäht, damit ein zukünftiges Zusammenwachsen verhindert wird.
Durch den Eingriff wird der Transportweg der Samen unterbrochen und die gewünschte Zeugungsunfähigkeit herbeigeführt. Nach einer Vasektomie werden weiterhin Spermien produziert, sie gelangen jedoch nicht mehr in die Samenflüssigkeit.
Stattdessen werden diese im Nebenhoden oder im verbliebenen Samenleiterstück abgebaut. Dieser Vorgang erfolgt völlig automatisch und unbemerkt. Komplikationen sind bei einer Vasektomie selten.
Die Sorge, dass der Eingriff den Orgasmus oder die Fähigkeit zu ejakulieren beeinflusst, ist nicht berechtigt. Maximal fünf Prozent der Samenflüssigkeit besteht aus Spermien, der Rest sind Sekrete aus Prostata, Nebenhoden und Samenbläschen.
Das Ejakulat verändert sich nach einer Vasektomie demnach nicht merklich. Farbe, Konsistenz, Geschmack und Geruch bleiben gleich, lediglich die Menge nimmt minimal ab.
Auch auf die Fähigkeit zur Erektion hat eine Vasektomie rein körperlich keinen Einfluss. Dennoch klagen rund sieben Prozent der Männer nach einer Vasektomie über Erektionsschwäche. Diese begründet sich jedoch in der Regel in der Psyche.
Einige Männer empfinden sich unfruchtbar als weniger männlich und leiden unter der Zeugungsunfähigkeit. Dieser Zustand ist als Sterilisationsneurose bekannt und geht oftmals mit Depressionen und einem verminderten Selbstwertgefühl einher.
Studien haben herausgefunden, dass in erster Linie Männer, die den Eingriff nicht aus persönlicher Überzeugung haben durchführen lassen, sondern etwa, weil ihre Partnerin sie dazu gedrängt hat, unter diesen Beschwerden leiden. Sexual- oder Psychotherapie können in vielen Fällen Abhilfe schaffen.
Der Hormonhaushalt bleibt ebenso wie das Lustempfinden unverändert. Auf letzteres hat jedoch die Psyche großen Einfluss. Männer, die nach dem Eingriff mit ihrer Männlichkeit hadern, empfinden oftmals weniger Lust. Andere Männer berichten hingegen von einer Art sexuellen Befreiung, da sie sich um ungewollte Schwangerschaften und Verhütungsmittel keine Gedanken mehr machen müssen.
Die so entstehende Unbeschwertheit und Spontanität beflügelt ihr sexuelles Verlangen. Ein Mythos, der sich hartnäckig hält, lautet, dass Vasektomien das Prostatakrebsrisiko erhöhen.
Diesen Zusammenhang legt eine Studie aus dem Jahr 2014 nahe. Diese Untersuchungsergebnisse konnten jedoch nicht bestätigt werden. Nach dem heutigen Stand der Wissenschaft gibt es keinerlei Grund zur Annahme, dass vasektomierte Männer eher an Prostatakrebs erkranken.
Vasektomien sind, wenn sie aus absolut freiem Willen durchgeführt werden, eine sichere und komfortable Verhütungsmethode. Der Eingriff kostet etwa 500,- Euro, dafür fallen zukünftig jedoch keine weiteren Kosten für die Verhütung mehr an.
Die Hormonspirale für die Frau kostet vergleichsweise 250,- bis 400,- Euro, schützt jedoch nur für fünf Jahre vor einer ungewollten Schwangerschaft. Eine Vasektomie hält ein Leben lang.
Es gibt zwar Möglichkeiten, eine Vasektomie rückgängig zu machen, eine solche Refertilisierung hat allerdings eher geringe Erfolgsaussichten. Abhängig vom angewandten Verfahren liegt die Schwangerschaftsrate danach zwischen 20 und 70 Prozent.
In Deutschland entscheiden sich jährlich rund 55.000 Männer für eine Vasektomie. Immer häufiger auch aus dem Grund, dass die Partnerin dann zukünftig auf hormonelle Verhütungsmittel verzichten kann.
Diese werden in den letzten Jahren zunehmend kritisch betrachtet, da sie mit vielen Nebenwirkungen und Risiken verbunden werden. Und wenn diese Art der Fürsorge nicht männlich ist, dann weiß ich auch nicht.
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