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Wer hier einen Platz finden möchte, muss mindestens 20 Jahre tot und „teutscher Zunge“ sein – die Walhalla, der „Ruhmestempel“ der Deutschen, thront hoch über der Donau bei Regensburg.
Ein exklusiver Klub von bisher 197 Persönlichkeiten wurde dort seit dem Bau der germanischen Totenhalle durch den bayerischen König Ludwig I. in Form einer Büste oder einer Gedenktafel verewigt: von Konrad Adenauer bis Immanuel Kant.
Rekord
Aktuell macht das mehr als 180 Jahre alte Bauwerk mit einem neuen Rekord neue Schlagzeilen.
2023 zählte die Walhalla so viele Gäste wie nie zuvor: Rund 163.000 Besucher kamen im vergangenen Jahr, ein sattes Plus von 15 Prozent im Vergleich zu 2022.
„2023 konnte dort die jeweils höchste Zahl an Besucherinnen und Besuchern aller Zeiten begrüßt werden“, sagte Bayerns Finanz- und Heimatminister Albert Füracker.
Die Walhalla ist Teil der Bayerischen Schlösserverwaltung, die dem Minister untersteht.
Historie
Die Walhalla wurde im 19. Jahrhundert unter König Ludwig I. vom damaligen Hofbaumeister Leo von Klenze geplant und zwischen 1830 und 1842 nach dem Vorbild des Parthenon in Athen errichtet.
Die Grundsteinlegung für den „Ruhmestempel“ erfolgte am 18. Oktober 1830, dem 17. Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig. In ihrem Inneren werden bedeutende Deutsche oder Personen, die in der Geschichte Deutschlands eine Rolle gespielt haben, mit Marmorbüsten und Gedenktafeln gezeigt.
Zuletzt mit einer Büste geehrt wurden der Schriftsteller Heinrich Heine (2010), die Grafikerin Käthe Kollwitz (2019) sowie der Physiker und Nobelpreisträger Max Planck (2022).
Die bisher letzte neu hinzugekommene Gedenktafel ist Peter Henlein, dem Erfinder der Taschenuhr gewidmet.
Jedermann kann eine zu ehrende Persönlichkeit aus der germanischen Sprachfamilie frühestens 20 Jahre nach deren Tod vorschlagen – und trägt dann gegebenenfalls die Kosten für die Anfertigung und Aufstellung der Büste. Über die Neuaufnahmen entscheidet der Bayerische Ministerrat.
Hintergrund
Der klassizistische Prachtbau gilt heute als eines der bedeutendsten deutschen Nationaldenkmäler des 19. Jahrhunderts und ist ein beliebtes Ausflugsziel. Regen, Frost und Sonne hatten der Walhalla im Laufe ihrer Geschichte stark zugesetzt.
Denn der Standort der nach der Wohnstatt gefallener germanischer Krieger benannten Ruhmeshalle hoch oben auf einem Berg bei Donaustauf erlaubt nicht nur einen grandiosen Ausblick über das Donautal bis hinein in den Bayerischen Wald – er setzt das Bauwerk auch voll der Witterung aus.
In den Gewölben des Unterbaus der Walhalla bildeten sich wegen des durchsickernden kalkhaltigen Wassers regelrechte Tropfsteine. Am Gebäude gab es große Durchfeuchtungen und die großen Stützmauern hatten sich stark verformt: Sie waren 12 bis 15 Zentimeter nach außen gewachsen.
Mit Betoninjektionen wurde diese Entwicklung gestoppt. Im Rahmen einer umfassenden, 13 Millionen Euro teuren Sanierung von 2004 bis 2015 erneuerten Denkmalfachleute den gesamten Unterbau, das Dach und die Entwässerung. Seitdem strahlt die Walhalla wieder im neuen, alten Glanz.
Wer sich vom Geist des klassizistischen Prachtbaus gefangen nehmen lassen möchte oder einfach nur die fantastische Aussicht genießen will, der findet mehr Informationen zum Besuch der Walhalla im Internet: walhalla-regensburg.de.
Sierks Media / © Fotos: obx-news, Staatliches Bauamt Regensburg (1), obx-news, Regensburg Tourismus GmbH (1) / Quelle: obx-news